Lichttor Ravensbrück (Mai 2003)

Eine gute Übung meinen Gedanken näher zu rücken, dürfte das Niederschreiben der Erlebnisse am Samstag-Mittag sein. Da nämlich war ich mit einigen Leuten in Ravensbrück, im ehemaligen Frauen-KZ. In meinem Kopf wies ich jegliche Einordnung dessen was wir da taten von mir. Auch konnte ich es bisher keinem erzählen, weil ich mich schon im Ansatz selbst ablehnte und nur ein kurzes oberflächliches Gewäsch herausfand.

Bereits im Verlauf der letzten Woche spürte ich ein unangenehmes Drücken in mir. Ich nutze es, um meine Gelassenheit zu schärfen und befasste mich nicht großartig damit. Ich wartete ab, ob es sich von selbst offenbaren würde. Der Druck nahm auch immer mehr zu und mit ihm wandelten sich auch die Träume. Sie wurden angreifend und unangenehm. Am Donnerstag schließlich träumte ich von Ameisen, die an beiden Armen unter der Haut hausten. Erst interpretierte ich den Traum als klare Aussage, dass ich der Belastung am Samstag nicht gewachsen sein würde, merkte aber schnell, dass ich den Zusammenhang nicht wirklich erfasst hatte. Schließlich entschied ich, den Ameisen nach Innen nachzugehen und fand eine offene Tür. Ich empfand sie wie eine Art Kanal, Verbindung, die so bisher nicht wahrgenommen wurde. In meiner Erinnerung an das letzte Lichttor fiel mir auf, dass ich durch Konzentration und Disziplin jede Wahrnehmung unterdrückte. Das gab mir Stabilität, gleichzeitig kostete es eine Menge Kraft. Die Ameisen führten mich zu einer der verdrängten Kanäle und fast von selbst fügte sich die Wahrnehmung ins Bewusstsein ein. Wohl aus dem Grunde, weil ich keine Angst vor dem hatte, was da durchkam.

Lichttor, Energetische Reinigung

Jedenfalls ging ich noch am Freitag in meinen Gedanken durch diese Tür. Ich fand dahinter ein Lager. Für mich war dieses Lager das in Ravensbrück. Ich ging also in dieses Lager und suchte nach Leben. In dunklen und verlassenen Winkeln fand ich Menschen, die völlig verängstigt und kraftlos zusammengekauert am Boden hockten. Ich sprach mit ihnen und versuchte ihnen mitzuteilen, dass sich vieles verändert hat. Dass sie keine Angst mehr haben müssten und das wir sie brauchen. Die Worte umschrieben dabei Gefühle, die ich in mir wahrnahm. Nach und nach kamen sie aus ihren Verstecken vor und versammelten sich um mich. Ich verließ daraufhin das Lager und kehrte zurück ins Realbewusstsein. Als erstes bemerkte ich, dass der Druck weg war. Ich fühlte mich erschöpft, dennoch aber ruhig und zufrieden.

Am Samstag trafen wir uns also dann real in Ravensbrück. Das Wetter war passend. Es regnete, war sehr windig und kalt. Ich verstand diese Umstände, ebenso wie die lange Reise als Beweis unseres Wollens. Insgesamt waren wir 14 Leute davon 3 Männer. Wie schon beim letzten Mal hatte Karin alles hervorragend durchdacht. In diesen Dingen hat sie ein wirklich gutes Händchen. Ihre Vorstellungen deckten sich immer mit dem was „fehlte“. Kaum angekommen löste sie die Gruppe wieder auf und jeder bekam 20 Minuten Zeit das Lager zu durchwandern und sich „einzustimmen“. Das war mir sehr recht. Ich folgte sofort meinem Gefühl und latschte durchs Gelände. Dadurch hatte ich Gelegenheit meine Einstellung und meine ersten Eindrücke zu ordnen. Verwunderlich war nämlich, dass ich diesmal kein Bedürfnis verspürte, Kraft zu aktivieren. Im Gegenteil. Innerlich fühlte ich Frieden und Ruhe. Schließlich verstand ich, dass unsere Aufgabe nicht darin lag, Mitleid und Trauer zu verbreiten, sondern Liebe und Licht. Mit einem Mal drehte sich in mir alles und ich war plötzlich fröhlich und ausgelassen. Aus dem Latschen wurde Schlendern und aus der Vorsicht Gelassenheit. Ich ging daraufhin in ein Gebäude, was das eigentliche Heim gewesen sein soll. Die obere Etage interessierte mich nicht. Ich ging sofort in den unteren Bereich, wo sich die Zellen befanden. Ich stellte mich an die erste Tür und wartet. Nach einiger Zeit fühlte ich die Dunkelheit und den Schmerz. Ich ging in Gedanken hinein und begann Dunkelheit und Schmerz zu vertreiben. So lief ich von Zelle zu Zelle und reinigte sie bis ich das Gefühl hatte, alles getan zu haben, bis in mir Ruhe und Zufriedenheit da war. Daraufhin verließ ich das Gebäude und gelang auf einen großen Platz. An der Seite des Platzes waren weitere längliche Gebäude. Das eine davon war als ehemalige Krankenstation erklärt, das andere sollte zu Menschenexperimenten benutzt worden sein. Der Zugang war zu diesen Gebäuden nicht möglich. Ich ging aber wieder in Gedanken hinein. Die Dunkelheit war wie in den Zellen unheilvoll und tief. Trotz großer Anstrengung gelang es mir nicht, die Dunkelheit vollständig zu vertreiben. Zumindest den Schmerz konnte ich lösen. Damit waren die 20 Minuten herum und das eigentliche Ritual begann.

Ich war schon ziemlich erschöpft, beachtete das aber nicht weiter. Mit der Gruppenarbeit hatte ich diesmal wenig Probleme. Ich schloss mich einfach konsequent aus den Handlungen aus, die mir überhaupt nicht lagen und bei den anderen stieg ich voll mit ein. Karin rief ein paar Wesenheiten, die ich nicht wahrnehmen konnte. Mir schien es daran zu liegen, dass ich keinen Bezug zu ihnen fand. Der eine von ihnen war das Wesen der Ausdehnung. Er sprach durch Karin auch eine ganze Weile und ich dachte dabei nur: „Bist Du bald fertig?“. Ich konnte dem was er sagte nichts Nützliches entnehmen. Auf das Kommando hin, dass wir die Lichtsäule entstehen lassen sollten, versuchte ich dies auch kurzzeitig. Schnell stellte ich fest, dass es nichts brachte. Ich wollte erst wie gewohnt das Tor öffnen, merkte aber auch da, dass innerlich keine Übereinstimmung da war. Also folgte ich meinem Gefühl und ging erneut in Gedanken durch die Gebäude. Ich holte die Menschen aus den Zellen und begleitete sie zur Säule. Zum ersten Mal ging ich auch selbst mit durch und empfand es als befreiend und angenehm. Ich ging auch in die Krankenstation und schleppte mit einigen anderen Kranke und Verletze bis zur Säule. Ich versuchte die Leute anzuspornen ihre Kräfte noch mal zu mobilisieren und sich die Meter bis zur Säule zu schleppen. Ich überlegte auch Hilfe zu holen. Ich wusste aber dass jede Kraft bedrohlich und verängstigend wirken würde. Lediglich Maria holte ich als Kraft. Sie gab mir mehr Licht und die Ausstrahlung von Hoffnung, was zumindest mir half. Als ich innerlich wieder zurückkehrte, begann der Wind immer stärker zu werden. Irgendwie kam mir der Gedanke in den Kopf, es wäre der Sturm des Vergessens. Ich empfand den Wind als zunehmenden Widerstand, der aber nicht mit meinem Gefühl konform lief. Nach einiger Zeit des Verharrens schoss ich wieder aus mir heraus, getrieben durch eine mächtige Kraft. Ich empfand es als Wut und Zorn. Ich wurde immer größer, lauter und dunkler. Ich brüllte (in Gedanken) aus Leibeskräften. Es war ein klärendes Brüllen. Es löste das Spannungsgefühl Opfer / Täter auf. Ich hatte den Eindruck als hätte ich bei diesem Ausbruch eine Grundordnung hergestellt. Ist etwas schwer zu beschreiben. Als ich wieder zurück war, spürte ich tiefe Ruhe in mir. Immer wieder drängten sich während der Zeremonie Bilder auf, die den Kreis als schwebend wahrnehmen ließ. Diese verdrängte ich jedes Mal, aber irgendwie wurde ich sie nicht los. Als der Kreis schließlich aufgelöst wurde und wir zurück zu den Autos liefen, hatte ich erneut ein solches Bild, bei dem sich alle 14 wie eine immense Kraft anfühlten und zielstrebig über den Platz „schwebten“. Dieses Schweben hat mich stark verwirrt, weil das so gar nicht in meine gewohnten Wahrnehmungen passt.

Damit war das Ritual beendet. Die Lichtsäule blieb stehen, steht vom Gefühl her immer noch. Ich suche seither nach Zusammenhängen und Klarheit. Die vielen Eindrücke passen sich so ganz und gar nicht in meine bisherige Weltsicht ein. Weder will ich mich darauf einlassen, dass was ich gesehen habe tatsächlich als die Seelen Verstorbener anzusehen, noch kann ich sehen, dass es ausschließlich meine eigenen Bilder waren. Auch die Idee das es sich um einfache Energieprägungen handle fühlt sich leer und gegenstandslos an. Da bin ich wirklich in eine haarsträubende Situation geschlittert. Ich bin nicht mehr in der Lage eine Welt aus Glaubenskonstrukten aufzubauen, kann aber im Gegenzug das fehlende Wissen nicht erkennen. Ein Punkt dabei ist sicher meine Angst vor dem was ich sehen würde. Dieser Punkt jedenfalls lässt mich nicht mehr los. Ich weiß das die Säule nicht umsonst noch steht. Mein Gefühl zieht mich zurück durch die Tür, damit ich weitere Leute aus den beiden letzten Gebäuden hole. Gleichzeitig zucke ich nur mit den Schultern, weil ich es als Hirngespinst verwerfen will.