Am gestrigen Morgen war ich zu einem Treffen mit ein paar anderen Leuten, um auf dem Teufelsberg ein sogenanntes Lichttor zu öffnen. Ich war sehr aufgeregt, da ich schon im Vorfeld ahnte, welche Probleme mir das Hantieren in einer Gruppe machen würde. Ich vermied eine lange Vorbereitung – hätte eh nichts gebracht. Der Sinn des Lichttores war implizit für tote Seelen ein Tor zu schaffen, dass sie den Weg ins Licht fänden. Diese Erklärung hat mir allerdings nicht viel genutzt, da ich weder weiß was tote Seelen sind, was sich in meinem Kopf tatsächlich abspielt und noch weniger was in besagtem Licht vor sich geht. Mich trieb etwas anderes dahin. Ich wusste nur, es ist meins, irgendwie. Alles Weitere ließ ich diesmal auf mich zukommen.
Insgesamt waren wir 12 Leute (mit mir 3 Männer und 9 Frauen). Die Leiterin der Gruppe kannte ich von der Messe. Sie war mir von Anfang an sehr sympathisch und die Gruppenarbeit hat diesen Eindruck nochmals verstärkt. Mit dem Ablauf hatte ich so meine Probleme. Ich merkte wie ich überhaupt nicht gewohnt bin, mit anderen Menschen auf einer geistigen Ebene zusammen zu arbeiten. Zumal das Vorgehen aus Handlungen bestand, die mir völlig befremdlich erschienen. Vorweg, dass ganze dauerte so etwa eine Stunde. Es war recht kalt und windig auf dem Berg, na ja ich sag mal lieber Hügel. Wir standen auf einer großen Wiese und bildeten einen Kreis von ca. 3 m Durchmesser, mit dem Gesicht zur Mitte. Der Kreis musste geschlossen gehalten werden, indem wir die Nachbarn an die Hand nahmen. Dabei sollte die jeweils rechte Hand oben sein. Das war kein Problem, aber die linke unten zu halten, machte mir schon die ersten Schwierigkeiten. Ich grinste nur in mich hinein, als ich merkte wie ungewohnt es für mich ist, die Hand in der Position des „Geführten“ zu halten. Bevor der Kreis geschlossen wurde, bekam jeder eine sogenannte Rassel in die Hand. Damit wurde dann für gut 10 Minuten lang einfach nur Krach gemacht. Die Leiterin sang dabei ein kurzes Lied, klang sehr schamanisch. Allgemein war die Runde sehr musikalisch. Die ganze Zeit wurde wenigstens eine Melodie gesummt. Das empfand ich als sehr angenehm und stieß mich auf mein gewohntes „Anstrengen“ und Konzentrieren, wenn ich etwas bewirken will. Das Rasseln sollte als eine Art Dank an Mutter Erde betrachtet werden. Mein Kopf kreiste wie wild in diesen 10 Minuten. Ich kam mir teilweise blöd vor mit dem erbsengefüllten Plastikbehälter unrhythmisch herum zu wedeln. Ich verdrehte mich selbst dann notgedrungen. Ich erinnerte mich an meine Vorstellung, wie ich denn wäre, wenn ich als Frau auf die Welt gekommen wäre. In dieser „Rolle“ fiel es mir sehr viel leichter, den Anweisungen zu folgen. Nachdem das Rasseln beendet war, wurde wie gesagt der Kreis geschlossen und die Position bis zum Schluss nicht mehr verlassen, von keinem. Das hat mich schon sehr erstaunt. Es war schließlich nicht gerade eine Uhrzeit, um mal zur Belustigung auf einen Hügel zu steigen (früh gegen 5:00 Uhr), zudem noch kalt und windig. Zuschauer gab es auch keine. Trotzdem hielten alle ohne Ausnahme durch… Als der Kreis dann also geschlossen war, wurde eine aus meiner Sicht umfangreiche Erdungsübung (visuell unter Anleitung) gemacht. Ich hatte so meine Probleme, mich die ganze Zeit darauf zu konzentrieren.
Danach rief die Leiterin einige Wesen herbei. Ich erinnere mich nur noch an den Engel des Platzes auf dem wir standen. Den konnte ich als einzigen der Genannten auch wahrnehmen. Er sah gelassen aus und stellte sich vielleicht so 10 Meter abseits des Kreises hin (so nahm ich es wahr). Ich fragte ihn in Gedanken ob es ok sei, was wir hier tun. Und er vermittelte das Gefühl, er hätte kein Problem damit. Allerdings tat er auch nicht so, als wäre er groß an dem interessiert was tun würden. Danach forderte die Leiterin uns auf, eine Säule aus Licht aus dem Himmel nach unten direkt in unsere Mitte zu Visualisieren. Damit begann das „Drama“. Ich gab mir alle Mühe, es wurde auch eine Säule daraus, aber diese machte nicht den Eindruck (Gefühl), als könne sie irgendetwas aus der Reserve locken. Kurzum sie war lächerlich. Ich nahm die ganze Zeit über nichts von dem wahr, was die übrigen Leute im Kreis sahen. Nach einigen verzweifelten Versuchen entschloss ich mich es doch so zu machen, wie ich es eigentlich gewohnt war. Ich stellte mir ein Tor vor und das ging sofort ganz leicht und ohne jede Anstrengung. Ich würde es eher als „zulassen“ beschreiben. Kaum war das Tor offen, „sah“ ich einen Strom aus Energie / Licht durch das Tor strömen. Beim genaueren Hinsehen meinte ich Gestalten zu sehen. Sie kamen aus dem Licht des Tores und bewegten sich sehr schnell in alle Richtungen. Ein bisschen Angst machten sie mir allerdings, ich weiß nicht warum. Als sie durch waren, richtete ich automatisch meine Aufmerksamkeit nach Außen und spürte wie sich von selbst über mich lauter kleine Tore über der Stadt öffneten. Jedes weitere Tor ließ in mir ein Gefühl von Zufriedenheit stärker werden. Ich breitete meine Vorstellung bis in die Ewigkeit aus. Erst dann fühlte ich mich rundum zufrieden. Eigentlich denke ich war ich fertig mit dem was für mich zu tun war. Die Leiterin gab plötzlich Anweisung die Säule nun zu vergrößern. Das brachte mich auf mein Grundproblem zurück und ich begann nun kompromissfreudig mein Tor immer mehr zu vergrößern. Ich rief meine Erinnerung an Raphael wach und ließ ihn mitsamt dem Tor immer größer werden. Er sah sehr bedrohlich aus. Aber irgendwie konnte ich ihn nicht über den Radius des Kreises ausbreiten. Ich dachte darüber nach, was wäre, wenn ich wie Lightwolf vorher zu bedenken gegeben hatte, einem Wesen Zugang verschaffe, das in irgendeiner Form negativ wirken würde. „Nun gut, dann war das meine Aufgabe!“ erklärte ich mir selber. Ich löste das Tor irgendwie aus meinen „Klauen“ und beschloss innerlich, dass es ohne mich weiter existieren würde. Vom Gefühl her steht es noch, wird sich aber von selbst schließen, unabhängig von mir. Kurz nachdem ich das erledigt hatte, beendete auch die Leiterin das Visualisieren und forderte alle auf, langsam zurück zu kehren. Ich öffnete als erster die Augen. Das erste was mir auffiel waren Tränen in meinem Gesicht. Ich versuchte verbissen herauszufinden, was diese Tränen bewirkt hatte, ob es vielleicht der Wind war. Konnte aber nichts finden, was vom Gefühl her schlüssig gewesen wäre. Als ich in die Runde schaute, stellte ich fest das auch die Leiterin Tränen im Gesicht hatte. Die anderen Leute nicht.
Mittlerweile war es hell geworden. Ich bekam die übrigen 10 das erste mal bei Licht zu Gesicht. Es war keiner dabei, der so aussah als wäre er „klar“ im Kopf. Eine der Teilnehmerinnen brach kurz darauf zusammen, was schnell die Realität wieder ins Leben zurückrief. Ich lief ein bisschen herum und zitterte wie Espenlaub am ganzen Körper. Sehr sonderbar, die ganze Zeit hatte ich von der Kälte nicht viel mitbekommen. Die Leiterin ließ alle nochmals zusammenkommen und resümierte über die Arbeit. Die Frau mit dem Zusammenbruch saß bereits im Auto und ruhte sich aus. Die Leiterin erzählte von dem was sie wahrgenommen hatte (Lichtsäule) und noch ein paar andere begannen sich in die Erzählung einzuklinken. Ich war beschämt, unsicher und hoffte das man mich nicht fragen würde. Ich fühlte mich nicht zugehörig und hatte bereits damit abgeschlossen, dass es nicht meines sei, als die Leiterin plötzlich fragte, ob jemand auf ein Feedback bekommen hätte. Ich war erstaunt über die verdutzten Blicke bei den übrigen Leuten. Ohne lange zu überlegen nickte ich aus einem inneren Impuls heraus und auf ihren fragenden Blick hin erklärte ich mit einem merkwürdigen Unterton: „Eine ganze Menge.“. Der Unterton machte mich sofort hellhörig. Es klang weinerlich und bedrückt, aber nicht aus den Empfindungen meines Erlebens heraus. Es passte irgendwie nicht und doch war es da. Sie hakte nach und bat mich mehr zu erzählen. Da merkte ich wie sicher ich mir dessen war, was ich tat. Ich erzählte allen das ich keine Lichtsäule hätte wahrnehmen können, sondern eben ein Tor. Auch erzählte ich, dass ich nicht das Gefühl hatte, als wäre irgendwas zum Tor gekommen, sondern eben umgekehrt. Ich erzählte von den kleinen Toren, die sich überall öffneten. Ich spürte die Spannung, die sich aufbaute. Keiner war dabei, der in Frage stellte was ich erlebt hatte. Eher schien ich sie teilweise zu verwirren. Für mich war dies ein wichtiger Schritt, denn ich löste mich aus dem Versteckspiel. Damit war das Treffen beendet.
Zu Hause sank ich erschöpft ins Bett und war den Tag über kraftlos. Nachdem ich ein paar Stunden geschlafen hatte, rissen mich meine Träume aus der Ruhe heraus. Im Traum saß ich mit meinem Vater in Ebersbach am Straßenrand. Es war Silvester. Plötzlich hatten uns zwei kleine Jungen Blitzknaller vor die Füße geworfen. Da ich sie nicht richtig sehen konnte, blieb ich sitzen und beide krachten direkt unter mir. Passend bin ich dann mit Kopfschmerzen und surrenden Ohren aufgewacht. Der Traum machte mich nachdenklich. Ich war überzeugt, dass nichts Besonderes gewesen wäre und dennoch sagten auch die Träume etwas anderes. Also erinnerte ich mich noch mal an die Erlebnisse und stellte fest, dass ich unbewusst sehr viel mehr wahrgenommen hatte, als ich es bewusst registrierte. Als ich die Tore großflächig verteilte, erfasste mich eine Welle aus tiefem Schmerz und Trauer. Mit jedem Tor nahm ich mehr davon wahr, merkte es aber nicht, weil ich mich auf mein Gefühl der Zufriedenheit konzentrierte. Deshalb auch die weinerliche Stimme beim Wiedergeben des Feedbacks.
Ansonsten gibt es keine negativen Auswirkungen. Die Träume sind letzte Nacht zwar noch wirr gewesen, orientierten sich aber wieder an Ereignissen der Realität. Ich bin noch etwas schwach heute, aber bis morgen bin ich wieder topfit. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass ich im Mai wieder dabei sein werde. Dann allerdings nicht auf dem Teufelsberg, sondern in einem ehemaligen Frauen – KZ hier in Berlin. Bis dahin habe ich noch genügend Zeit, die Eindrücke an die rechten Stellen zu bringen.