7 Tage Fasten (April 2016)

Seit gestern Mittag faste ich. Ich habe mich entschieden, die Randbedingungen nicht so scharf zu definieren. D. h. es gibt Tee und 3 x täglich eine Tasse Brühe (Vorschlag von Cheffe). Ansonsten wird 3 x am Tag eine Stunde meditiert. Dabei probiere ich verschiedene Meditationen von Osho aus.

Der Hauptgrund für diese Fastenkur ist mein gefühlt schlechtes körperliches Befinden. Eine permanente Unruhe, viel und häufiges Essen und erste Signale, dass etwas nicht stimmt kamen zusammen. Mein Problem mit der Zahnwurzel hoffe ich wird durch das Fasten ebenfalls verbessert. Mein Hauptziel ist eine bessere Verbindung zu meinem Körper. Alles zusammen führte dazu, dass ich diesmal eine sanftere Fastenmethode gewählt habe.

Logbuch

Tag 1

Heute Morgen kam ich besser in die Gänge als befürchtet. Der Kaffeeentzug lässt sich sonst meist schon am ersten Morgen spürbar erkennen. Dafür war die Meditation eine Tortur. Mit Meditieren hatte es nicht viel zu tun. Die Zeit verging überhaupt nicht. In mir war eine starke Unruhe und ich merkte schon, dass ich im Moment zwischen den Seilen hänge. Die Kräfte lassen durchs Fasten und durch die Ruhe nach, während ein Teil von mir sich aber mit Händen und Füssen dagegen wehrt, in die Tiefe abzutauchen. Darin lag wohl auch mein Problem, es beschreibt jedenfalls meine Schwierigkeiten hinreichend. Der Konflikt signalisiert mir aber auch, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Tag 2

Der gestrige Tag verlief ohne große Probleme. Die Meditationen am Mittag und am Abend funktionierten sehr viel besser als am Morgen. Für die Körpermeditation hatte ich mir als Thema meine Zahnwurzeln vorgenommen. Das führte zur erstaunlichen Erkenntnis, dass meine bisherige Vermutung völlig falsch war. Bisher hielt ich es für eine Art symbolische Auswirkung und sah es deshalb im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen meinen Eltern und mir. Doch jetzt zeigte sich ziemlich deutlich, die Intention ist eine ganz andere. Es ist das Offensichtliche, nämlich meine Ernährung, die durch das Zahnproblem auf den Tisch kommt. Da ich andere Signale bisher nicht ernst nahm, trotzdem es schon seit längerer Zeit immer wieder ein Gefühl gab, ich esse viel zu viel und zu oft, sah sich etwas in mir nur noch über diesen radikalen Schritt in der Lage, mich am dauernden “Fressen” zu hindern. Dieses Thema ist auch noch nicht geklärt. Ich werde es in den kommenden Tagen noch einmal angehen. Ich habe zwar gestern schon ein Gefühl gefunden, was mir klar sagt, dass es genug ist, aber ich schätze, dass alleine genügt noch nicht.

Geschlafen habe ich ganz gut. Nur der Gestank im Zimmer heute früh war nicht schön. Die Meditation war wieder genauso eine Quälerei wie am gestrigen Morgen. Außerdem schnürte mir etwas die Luft ab, was auch nicht gerade förderlich war. Da die erste Meditation glücklicherweise die Körpermeditation war, nahm ich das gleich zum Anlass, mich damit zu befassen. Mir wurde klar, dass mein „Abarbeiten“ offensichtlich nicht auf ungeteilten Zuspruch stößt. Stattdessen erzeugt es massiven Widerstand, der sich in Lustlosigkeit und Beklemmung niederschlägt. Nach der Meditation begann ich dann damit Pausen zu machen. Also auf jede geplante Aktivität folgte eine Ruhepause. Einfach und doch wirkungsvoll, denn jetzt fühle ich mich viel besser und kann auch relativ leicht schreiben, was gestern noch nicht klappte. Das Wetter kommt mir auch entgegen, denn die Sonne scheint und es ist trocken. Besser als das Nieselwetter gestern. Mein körperliches Befinden ist sehr gut, solange ich nicht Anfange den Kreislauf groß zu Belasten. Es ist ruhig und friedlich in mir. Mal schauen, wie der Tag heute wird.

Tag 3

Der heutige Tag startete besser als die letzten beiden. Allgemein fiel mir gestern auf, dass ich sehr starr und leblos die Zeit abspule. Der esoterische Grundgedanke fehlt komplett. Dadurch fiel es mir immer noch schwer, die Meditationen von Osho mit vollem Ernst durchzuführen. Für heute steht deshalb auf dem Programm, das esoterische Denken stärker einzubringen. Weiterhin ist mir aufgefallen, dass ich kein ruhiges Gefühl für die morgendliche Meditation bekomme. Deshalb habe ich den Plan etwas abgewandelt. Das Sonnengebet werde ich erst am Nachmittag durchführen und die Aufstehzeit ist auf 6:30 Uhr verschoben. Das führte sofort zu mehr Ruhe im Gefühl und die Meditation heute früh war kein Vergleich mehr zu den beiden Tagen davor. Zudem spüre ich eine immer stärker werdende Verbindung zu körperlichen Signalen. Das Fasten hilft mir sehr dabei, da der Körper auf kleinste Unebenheiten sofort mit Unruhe reagiert. Ich bewege mich bewusst langsam, mache viele Pausen und versuche keinen Stress aufkommen zu lassen.

Zum Thema Essen haben sich jetzt zwei wichtige Grundregeln für die Zukunft herauskristallisiert. Zum einen ist es das bewusst langsame Essen, was ich durch die Zahnwurzelentzündung ja praktisch permanent machen musste. Das andere wird etwas schwieriger. Ich muss alles was ich esse vorher mit meinem Gefühl abstimmen. Ich werde ich den kommenden Tagen versuchen, das Gefühl direkt auf das Bedürfnis zu lenken. Ob das gelingt, weiß ich allerdings noch nicht.

Körperlich fühle ich mich matt, aber nicht schlecht. Nur bei körperlicher Anstrengung wechselt das Befinden sofort, regeneriert sich aber auch schnell wieder. Mir ist aufgefallen, dass mein Hungergefühl stark davon abhängt, was ich gerade tue. Beim Computerspielen taucht es quasi gar nicht auf. Beim Fernsehen wird es dafür schnell lauter. Sicherlich auch, weil dort regelmäßig gegessen wird. Dann werde ich mich jetzt mal für einen kleinen Spaziergang rüsten. Die Sonne scheint nämlich wieder.

Tag 4

Heute war es schon fast Routine. Das Aufstehen, Meditieren, … es lief unkompliziert und entspannt ab. Ich bin allerdings bei meiner verschobenen Weck-Zeit (6:30 Uhr) geblieben und das Sonnengebet entfällt.

Gestern hatte ich an eine harte Nuss zu knacken. Ich fand mich plötzlich mitten in einem düsteren und kraftraubenden Gefühl wieder. Dieses sagte mir, dass ich viel zu langsam auf meinem spirituellen Pfad unterwegs sei und das erzeugte eine tiefe Frustration und Lustlosigkeit. Diese Emotion ist nicht das Resultat des Fastens, sondern ich spüre das schon sehr lange, konnte es aber bisher nicht einordnen. Durch das Fasten wurde es jetzt klarer. Hier muss ich noch einiges Ordnen. Im Moment bin ich soweit, dass ich mir sicher bin, es ist keine tatsächliche Feststellung, sondern beruht auf einem unklaren Selbstbild. Mal wieder haben mich die äußeren Einflüsse in eine chaotische Verwirrung gestürzt. Ich habe von Leuten gelesen, die sich vollständig auf den Pfad der Magie begeben haben. Ich habe von Leuten gelesen, die Tagelang oder allgemein viel mehr meditieren als ich. Ich habe von Dingen gelesen, die man erreichen müsse und wenn ich das mit meinem Stand vergleiche, dann frustriert das nur noch mehr. Es ist mal wieder wie beim Sport, bei dem es um Leistung geht und diese über den Vergleich mit anderen bewertbar wird. Es führt mich unweigerlich dazu, mein ganzes Leben in Frage zu stellen. Vor allen Dingen die Arbeit, da sie energetisch gesehen den Hauptbestandteil ausmacht. Der Schlüssel ist wohl das Vertrauen in meinen eigenen Weg wieder hervorzurufen. Das habe ich mir für heute vorgenommen.

Die Spaziergänge haben mich ebenfalls auf ein Thema gestoßen. Um den Weißensee herum, wenn ich morgens dort entlanglaufe, sehe ich fast ausschließlich Jogger. Menschen die sich abrackern und ihren Körper trainieren. Das führte mich zu einer grundsätzlichen Überlegung und einem Gespräch mit meinem Körper.
Alle sportlichen Aktivitäten haben bei mir mit Zielen zu tun. Habe ich ein bestimmtes Ziel und brauche ich dafür mehr Fitness, ist auch die Motivation da mich zu belasten. Doch sportliche Ziele habe ich im Moment keine. Würde ich also Trainieren, was auch immer, wäre das in meinen Augen vergeudete Energie, denn ich brauche das Mehr an Kondition und Kraft nicht. Ich brauche aber Gesundheit und da geht es um viele Themen, die eine Rolle spielen. Eines ist die Ernährung, um die es im Moment ja gerade verstärkt geht. Ein anderes ist die Bewegung, was für mich bedeutet häufiger zu Fuß zu gehen und möglichst viel ohne Hilfsmittel zu tun. Auch der Garten von uns ist perfekt, denn dadurch bewege ich mich an den Tagen deutlich mehr und kann den Körper nach eigenem Ermessen belasten.

Die Körpermeditation hat gestern zwei neue Aspekte zu Tage geführt. Bei einem Gespräch mit meiner Lunge kam von ihr die Bitte, mich stärker abzugrenzen. Sie zeigte mir eine Art Schutzkreis, den ich um mich ziehen soll, um dadurch mehr Luft zu bekommen. Auf meine Frage hin, ob ich das wirklich hinbekomme, wirkte sie sehr zuversichtlich. Das werde ich aber erst nach dem Fasten angehen können. Im Moment gibt’s ja nichts zu abgrenzen.
Das zweite Thema hat mit meinen Aphten zu tun. Diese hatte ich mir als Problem für die Meditation vorgenommen und wurde nicht enttäuscht. Quintessenz des Gesprächs mit dem Teil von mir, der die Aphten „heraufbeschwört“ ist, um es mal mit seinen Worten auszudrücken: „Du würdest es nicht mal merken, wenn Du Dich vergiftest!“. Ich wusste gleich was er meint, denn das Gefühl hat mich in den letzten Jahren immer wieder mal beschlichen. Vor allen Dingen in Bezug auf die Symptome. Ich bin oft wie ein Müllschlucker, der ohne vorher zu prüfen, alles in sich hineinkippt, blind vertrauend, dass es in Ordnung ist. Der Teil von mir hat mich aufgefordert, alles zu prüfen, bevor ich es Esse oder Trinke. Ich solle mir als erstes die Frage stellen, ob mir das guttut oder nicht. Es ist ganz witzig, dass ich häufiger beim Ausbruch von Aphten ein Gefühl im Mund hatte, als wäre etwas giftig gewesen bzw. als wäre etwas in meinem Mund gerade giftig. Für heute habe ich mir das Thema Rücken vorgenommen. Jetzt geht’s aber erstmal spazieren.

Der Spaziergang

… verlief leichtfüßiger als die Tage davor. Anfangs traute ich dem Frieden noch nicht so wirklich, aber auf dem Rückweg konnte ich einen relativ zügigen Schritt hinlegen, ohne Probleme dabei zu haben. Interessanter war aber, dass ich mich unterwegs mit der Frage befasste, worin wohl meine Ziele bestünden. Daraufhin tauchte mit einem Mal eine enorme sich dunkel anfühlende Kraft in mir auf, die sich mir als mein Lebensziel vorstellte. Das machte mich natürlich erstmal skeptisch, doch nach einigen Wortwechseln legte sich meine Abwehrhaltung auf. Im Folgenden versuche ich zusammenzutragen, was wir besprochen haben.

Ich Warum fühlst Du Dich so dunkel an?
Ziel Ich bin Bewusstheit und Wahrheit zugleich. Deine Ängste und Dein Noch-Nicht-Wissen lassen mich deshalb Dunkel erscheinen. Ich bin nicht dunkel!
Ich Warum habe ich im Moment solche Probleme? Ich denke mehr meditieren zu müssen zum Beispiel. Was meinst Du dazu?
Ziel Auch wenn sich die Ansätze ähneln und das Ziel gleich sein mag, so ist es doch ein ganz anderer Weg. Alle wollen übers Meer fahren. Doch es gibt viele Schiffe und nicht nur eins. Du gehst einen ganz eigenen Weg, das weißt Du auch. Das macht Dich aus, ist Deine Kraft und Deine Besonderheit. Vertraue darauf!
Ich Was ist mit meinem Körper?
Ziel Der Körper ist ein Spiegel deines innerem. Alles was Dich an ihm stört, steht stellvertretend für etwas in Dir, was Dich stört.
Ich Was ist zum Beispiel mit meinem Bauch?
Ziel Er stört Dich, weil Du Dich faul fühlst. Der Bauch ist symbolisch dafür, deshalb hast Du ihn auch.
Ich Bin ich denn faul?
Ziel Das liegt nicht in meinem Ermessen, sondern in Deinem.
Ich Wie ist das denn in Zukunft mit dem Essen? Darf ich zum Beispiel keinen Döner mehr anfassen?
Ziel Du darfst weiterhin alles essen, was Du magst, aber achte auf Dein Gefühl. Dein Wesen ist Disziplin und so solltest Du auch die Nahrung wählen. Nimm Dir als Grundregel „Nur eine Sünde am Tag!“.
Ich Was bedeutet das?
Ziel Nun, wenn Du einen Döner essen möchtest, tu das, aber dann an diesem Tag keine Schokolade und kein Kuchen mehr.
Ich Was ist mit den Dingen, die ich sonst esse?
Ziel Die sind alle in Ordnung so. Horche einfach mehr in Dich hinein und Du wirst es spüren, wenn Du die Linie überschreitest.
Ich Was ist mit Kaffee?
Ziel Der Kaffee ist kein Problem, nur die Art wie Du ihn trinkst. Mach es Dir zur Gewohnheit, den Kaffee bewusst sehr langsam zu trinken und auf ihn währenddessen zu achten.
Ich Bewusstheit … da fällt mir noch ein, dass ich mich versuche, viele Dinge im Alltag bei voller Bewusstheit zu tun. Aber es funktioniert nur schwerlich bzw. ist sehr anstrengend.
Ziel Das solltest Du lassen. Du versuchst einen Sprung zu machen, der nicht möglich ist. Die Dinge brauchen Zeit und viel Geduld. Mein Vorschlag: Mache es hin und wieder als Meditation, aber halte es aus anderen Bereichen fern.
Ich Ich versuche morgendlich das Sonnengebet zu machen. Jetzt beim Fasten sträubt sich alles dagegen und auch mein Gefühl dazu schwindet schon wieder. Ich verzweifle ein wenig daran. Was ist denn nun richtig?
Ziel Wieso willst Du etwas Fremdes benutzen, wenn Du doch längst etwas Eigenes hast?
Ich Du meinst die Bewegungen der Stille?
Ziel Ja. Die Bewegungen kommen aus Deiner Mitte. Was sollte besser sein als das?
Ich So hatte ich das noch nicht betrachtet. Ich werde es mal damit versuchen.
Ich Ich habe außerdem das Gefühl, als wäre ich zu langsam? Mache ich zu wenig? Hast Du da einen Tipp für mich?
Ziel Du bist nicht zu langsam. Du übersiehst nur gerade, dass Dein Alltag Bestandteil Deines Weges ist. Das einzige, was ich Dir raten möchte ist, führe Deine Gedanken immer zu Ende.
Ich Du meinst, wenn ich nach Hause komme und keine Lust mehr habe, mich weiter mit einem Thema zu befassen?
Ziel Ja, das meine ich.
Ich Und woran merke ich, dass es zu Ende gedacht ist?
Ziel Du merkst es daran, dass es nicht weitergeht. Es steht oder dreht sich im Kreis. Dann ist es genug.
Ich Sollte ich wieder mehr aufschreiben?
Ziel Ja, das solltest Du tun. Tausche hin und wieder Meditation gegen Tagebuch und schreibe Deine Gedanken auf, die Dich beschäftigen, auch Banalitäten. Sie würden Dich eh an Deiner Meditation hindern. Schreibe bis Du leer bist und alles ist stimmig.
Ich Danke.

Tag 5

Das Tagebuchschreiben gestern vor der zweiten Meditation hat mich so erschöpft, dass ich die ganze geführte Reise fast nur geschlafen habe. Trotz größter Bemühungen konnte ich nicht wach bleiben und wenn ich wach war, konnte ich nichts Greifbares finden. Deshalb musste das Thema Rücken auf heute warten. Eventuell war es einfach zu viel und noch ein neues Thema hätte ich gar nicht aufnehmen können.

Die Meditation am Abend (Nataraj-Meditation) hat dafür sehr viel Spaß gemacht und fühlte sich sehr gut an. Ähnlich verhielt es sich bisher mit der Oshos Kundalini-Meditation und der Gourishankar-Meditation. Die ersten beiden sind mit Tanz kombiniert, was mir trotz der indischen Musik lag. Die CDs sind perfekt bis zu Ende gedacht. Ich brauche keine Uhr und die Musik passt sehr gut zu den Themen. Immer wieder habe ich dabei auch merkwürdige Erlebnisse. Die Kundalini-Meditation führte zu einem plötzlichen starken Duft von Räucherstäbchen, der so eindringlich war, dass ich eine Weile brauchte, bis ich merkte, dass es aus meinem Kopf kam. Gestern führte die Meditation dazu, dass unterschiedliche Persönlichkeitsteile von mir übernahmen. Erst tauchte Jana D. auf, was nicht überraschte, weil ausgelassenes Tanzen hat uns damals sehr verbunden. Später wanderte ich dann wahllos durch eigene Ideen. Immer veränderte sich das Tanzen. Sobald ich damit aufhörte, dauerte es nicht lange und es kam wieder ein neuer hervor. Das war sehr lustig und faszinierend zu gleich.
Anschließend setzte ich mich 20 Minuten in Stille hin. Nach einigen Minuten hatte ich plötzlich ein Bild bzw. ich fand mich in diesem wieder. Es war ein enger Raum oder besser gesagt irgendwas Geschlossenes und Enges, denn ein wirklicher Raum war es nicht. Oben gab es Öffnungen, durch die eine Menge widerliches Zeug in den Raum reingepresst wurde. Ekeliger Kram und unglaublich viel auf einmal. Manchmal sah es so aus, als würde alles verstopft, so viel kam da rein. Erst war ich darüber etwas verdutzt, doch dann begriff ich, dass ich mich gerade sinnbildlich in meinem Magen befand und das Bild mir zeigte, was an meinen Essgewohnheiten nicht stimmt. Das war etwas ernüchternd.

Heute geht es mir körperlich etwas schlechter, aber nicht schlimm. Ich habe wie gestern empfohlen, ein paar Bewegungen der Stille gemacht, die mich aber schnell wieder in das Gefühl der körperlichen Überforderung trieben. Dafür scheint keine Kraft da zu sein. Dennoch werde ich versuchen, diese fest zu integrieren. Ich denke, das ist machbar. Die Körpermeditation anschließend lief wieder besser und brachte ein paar neue Erkenntnisse. Als ersten sprach ich mit meinem Rücken. Eigentlich wollte ich mit meinen Nieren sprechen und war erst etwas verwirrt, weil sie so ein sonderbares Gefühl vermittelten, als wäre irgendwas überhaupt nicht in Ordnung. Auf die Frage hin, was ich für sie tun kann, gaben sie mir zur Antwort ich solle ihnen regelmäßig von außen Energie und Wärme geben. Mich überraschte dabei, dass nichts zum Thema Ernährung kam und sie scheinbar auch keinen Bezug dazu hatten. Es dauerte etwas bis ich bemerkte, dass meine Anatomiekenntnisse mich etwas fehlgeleitet haben. Ich war nicht bei den Nieren, sondern beim unteren Rücken und der hat ja tatsächlich Probleme. Ich habe daraus schon mal mitgenommen, ihm ab jetzt regelmäßig mit Wärme und zusätzlicher Energie zu versorgen.

Anschließend folgte ein kurzes Gespräch mit dem ganzen Körper. Der gab mir zu verstehen, dass ich versuchen solle freundlicher ihm gegenüber zu sein. Das konnte ich sofort einordnen, da ich mich damit eh schon seit einigen Wochen befasse. Meine rücksichtslose und ignorante Art passt so jetzt nicht mehr. Mal schauen, wie ich das zur festen Gewohnheit machen kann.

Im dritten Teil ging es schließlich erneut um den Rücken und dann aber verstärkt um die schwankenden Rückenschmerzen. Es fand sich überraschend leicht sofort ein Teil von mir, der in fester Verbindung zu dem Zentrum des Rückenproblems stand. Ich sah, dass er das steuert und fragte ihn, warum er dies täte. Er entgegnete, dass er mich nur so unter Kontrolle hätte. Als ich weiter nachhakte, zeigte er mir die Weite und erklärte, dass er versucht zu verhindern, dass ich auf einer Stelle „erstarre“. Er will mich in Bewegung halten, während ich dazu neige mich immer weniger zu bewegen. Deshalb tauchen die Schmerzen auch immer dann auf, wenn ich mich wenig bewege. Computer, Fernsehen, Bett … die drei Orte, an denen ich am häufigsten bin. Er meint, ich solle versuchen mehr Bewegung in mein Leben zu bringen. Es bedeutet nicht zwangsläufig, mehr zu unternehmen. Es bedeutet nur mehr Aktivität. Da fehlt mir im Moment noch eine klarere Vorstellung, wie ich das praktisch umsetzen soll. Zumindest verstehe ich dann ab jetzt die Signale. Ist ja auch schon mal was. Jetzt gehe ich wieder meinen gewohnten Spaziergang zu den Leistungssportlern. Die Sonne scheint, was es natürlich viel angenehmer macht.

Spaziergang

Beim Spaziergang beschäftigte ich mich nochmals mit dem Thema Ernährung. Bisher traute ich mich nicht so recht ran, weil ich befürchtete, dass es Hunger auslösen könnte. Genauer genommen wollte ich die innere Gier beim Essen unter die Lupe nehmen. Das ist ein Thema, was ich schon als Kind markant mit mir herumtrug. Im Kindergarten tönte mein Kumpel Maik regelmäßig beim Mittagessen: „Der Pitro stopft schon wieder!“ und zu Hause erinnere ich mich an einige Male, da ich wegen meines Schlingens rausgeflogen bin. In den Jahren habe ich es versucht zu kultivieren, indem ich mich von außen zwang langsamer zu essen, was auch etwas half. Der innere Zwang, die Kraft dahinter, hat sich keinen Millimeter dadurch bewegt. Würde ich die Kontrolle lösen, ich fräße wieder wie ein Scheunendrescher. Dadurch wird es schwer werden, bewusster zu essen, denn auch wenn ich langsamer esse oder trinke, innerlich ist dabei helle Aufruhr.

Die erste Idee war, es hat etwas mit meinem zwanghaften Bedürfnis nach Aufmerksamkeit zu tun. Das passte aber nicht, zumal sich das sehr stark verändert hat und das Essen wie schon festgestellt überhaupt nicht. Dann kam mir der Gedanke, dass es einfach eine ursprüngliche Kraft ist und es lediglich darum geht, sie im Zaum zu halten. Da kamen mir aber schnell die Affen im Zoo in Erinnerung, die ich schon häufiger beim Essen beobachtet habe. Sie schlingen überhaupt nicht. Lediglich beim Kampf um die Nahrung geht’s manchmal hektisch zu, aber wenn sie es einmal haben, speisen sie eher gemütlich. Wenn man mich als Kind ins Gehege setzen würde, wäre ich wohl das Tier.

Also musste es etwas anderes sein. Vielleicht doch eine Kante in meiner Entwicklung? Ich wanderte in Gedanken zurück in die Zeit vor meiner Geburt. Das Gefühl war weg. Als ich etwas vorspulte, tauchte es fast unmittelbar nach der Geburt auf. Beim näheren betrachten merkte ich, dass es großer Hunger war, den ich da verspürt haben musste. Den konnte ich plötzlich ganz deutlich spüren und auch die Panik, nichts bzw. nicht genug zu bekommen. Genau das ist mein Gefühl, was mich auch heute noch beim Essen antreibt. Mir fiel ein, dass meine Mutter mir mal erzählt hat, dass man damals als feste Regel vorgab, die Kinder schreien zu lassen und nur in bestimmten Zeitabständen zu füttern. Sie erzählte mir auch, dass ich solange schrie, bis sie irgendwann aufgegeben hat. Heute ist das natürlich Unsinn, aber damals war es halt Stand der Wissenschaft. Mit dieser Einsicht, der Erinnerung und der Gewissheit, dass ich heute ja selbst bestimmen kann, wann ich was esse, löste sich das Gefühl vollständig auf. Plötzlich kann ich in Gedanken Nudeln essen, ohne das Bedürfnis zu haben, sie reinzustopfen als gäbe es kein Morgen. Natürlich gibt’s noch andere Zwänge in diesem Zusammenhang, aber das war ein wichtiger. Da bin ich sicher.

Am Nachmittag kam dann Milli zu mir, die bis Mittwoch bei uns sein wird. Das war nochmal eine harte Probe, denn sie brachte mir ein Stück Kuchen mit und verkündete, dass sie für morgen noch einen gebackenen Kuchen für die Schule bräuchte. Also gingen wir einkaufen und backten Kuchen. Das war definitiv nochmal eine andere Hausnummer! Alleine zu Hause, ohne Essen um mich herum, ist es ganz gut zu managen. So war es schon nicht mehr so leicht. Aber geschafft!

Tag 6

Der heutige Tag läuft bisher nicht so toll. Da Milli früh zur Schule muss, bin ich früher aufgestanden und habe die Körpermeditation gemacht. Die klappte aber nur zum Teil. Im Nachhinein ist mir jetzt klar, dass es nicht funktionieren konnte. Innerlich lief ich schon wieder auf einer anderen Geschwindigkeit. Vor allen Dingen morgens, wenn ich verantwortlich bin, dass Milli pünktlich ankommt und alles dabeihat, was sie braucht. Für morgen folgt daraus, dass ich die Körpermeditation nicht wie geplant durchführen werde, sondern nur eine einfache übliche Meditation am Morgen durchführe. Genug, um einen schönen Abschluss für die Zeit zu finden und mich auf die höhere Geschwindigkeit einzustimmen. Wahrscheinlich sage ich die Meditationsgruppe dann morgen ab und werde stattdessen am Nachmittag die letzte Körpermeditation durchführen. Dann ist es eh interessant zu sehen, wie der Körper sich nach Arbeit und Obst anfühlen wird.

Seit heute Morgen begleitet mich eine wachsende Traurigkeit, die vermutlich damit zu tun hat, dass ein Abschnitt zu Ende geht und morgen wieder der Alltag beginnt. Das Gefühl kenne ich bereits, weil es regelmäßig auftaucht. Ich brauche mich nicht groß darum zu kümmern. Es wird alleine wieder verschwinden. Im Moment stört es mich nicht weiter.

Trotz des trägen Anlaufs heute, gab es ein paar körperliche Themen. Als erstes reiste ich zur Blase und fragte sie nach ihrem Befinden und ob ich etwas ändern solle. Sie signalisierte mir, es sei alles ok und ich müsse nichts tun. Na das war ja mal eine Message! Danach reiste ich zum zweiten Mal zu den Nieren, diesmal aber wirklich. Sie machte mir eine ganz klare Ansage: Ich solle überhaupt keinen Kaffee mehr trinken und falls doch, nur sehr wenig. Ich konnte auch spüren, wie schwer der Kaffee ihnen zu schaffen macht. Das muss ich erstmal noch sortieren. Da ich diese Woche eh noch keinen Kaffee trinken werde, bleibt dafür noch etwas Zeit.

Hauptthema sollte eigentlich mein Asthma sein. Hier kam ich etwas durcheinander, weil ich mittendrin merkte, dass es ja verschiedene Auslöser gibt. Der erste ist die Allergie, der zweite ist hohe körperliche Belastung und der dritte taucht manchmal am Wochenende einfach so auf. Da es heute Morgen nicht so gut funktionierte, befasste ich mich erstmal mit Variante 1. Hier erklärte mir der Teil nur, dass er mich über das Asthma davon abhalten will, meinen Körper zu überlasten. Danach gingen mir die Kräfte aus. Bei dieser Aussage bleibt es also erstmal. Mal schauen, was der letzte Tag und der halbe morgen für mich bereithalten.

Eine Woche später

Verwirrung

Die Fastenkur hat ihre Spuren hinterlassen. Ich fühle mich seither kraftlos, bin beim Meditieren eher demotiviert und irgendwie zerbröseln auch die Einsichten mit jedem weiteren Tag mehr und mehr. Das Bild mit dem ich aus den intensiven Tagen des Nicht-Essens und viel Meditierens aufgebrochen bin, passt irgendwie überhaupt nicht auf mich. So zumindest fühlt es sich die ganze Zeit an und das sorgt für ein defizitäres Ich-Bin-Gefühl. Ich finde mich quasi selbst nicht mehr in mir wieder und der Bezug zu meinem Leben geht damit auch verloren. So ganz verstehe ich es allerdings noch nicht. Wieso passen die in der Fastenzeit als sicher empfundenen Erkenntnisse plötzlich gar nicht auf das heute? Es ist, als wäre ich zwei verschiedene Personen, wo die eine der anderen einen Masterplan aufgestellt hat, der ihr aber überhaupt nicht passt. Wobei „passen“ nicht das richtige Wort zu sein scheint. Besser wäre zu sagen, dass ich dazu kein Gefühl mehr habe.

Unschlüssig bin ich mir im Moment auch darüber, ob mein Zustand tatsächlich das Ergebnis des Fastens ist oder ob das Darben lediglich dazu führte, dass meine innere Verwirrung in Bezug auf Gesundheit und Ernährung lediglich nach außen gebracht wurde. Ein bisschen beschleicht mich nämlich auch langsam das Gefühl, dass ich mit der klaren Maßgabe ins Fasten gestartet bin, auf jeden Fall große Probleme zu finden und ich mich durch diese Grundhaltung der möglichen Einsicht, dass alles gar nicht so schlimm ist, völlig versperrt habe. Das würde auch erklären, warum meine innere Haltung jetzt eine ganz andere ist. Das Gefühl der „Notwendigkeit“ fehlt schlichtweg. Der Körper fühlt sich ruhig und entspannt an … bis auf die Zähne. Es bliebe natürlich trotzdem Erkenntnisse aus den 7 Tagen hängen, aber sie sind vielleicht nicht so überlebenswichtig, sondern vielmehr als positive Einflussnahme anzusehen.

Zähne

Leider ist das Thema noch immer nicht durch. Letzte Woche wurde einer der beiden Problemzähne etwas heruntergeschliffen, so dass ich nicht ständig dran stoße. Doch wirklich Ruhe kommt halt nicht rein. Beide Zähne sind weiterhin sehr empfindlich gegen Druck und Kälte. Aus der geführten Meditation nach Osho kam ja hervor, dass diese Symptome letztlich eine innere Schutzhaltung seien, auf die ich am besten höre. So ganz passte das aber die ganze Zeit nicht zusammen, denn solche inneren Schutzhaltungen kenne ich etliche, doch die Herangehensweise war immer eine andere. Es ist einfach nicht rund. Die inneren Teile gehören ja ebenso zu mir, wie die äußeren bzw. die unbewussten ebenso wie die bewussten. Es sind meine Grundgedanken, die sich in den unbewussten Sichtweisen wiederfinden. Wenn die Zahnprobleme tatsächlich durch einen inneren Teil forciert werden, dann bin letztlich ja ich dieser innere Teil. Es sind meine Gedanken, meine „Weisheit“, die sich darin manifestieren. Nicht „Er“ will mich dadurch lenken sondern „Ich“, wenn auch unbewusst. Was für ein Problem habe ich denn nun, dass ich die Entzündung kultiviere?

Als erstes fällt mir da eine aggressive Haltung gegenüber meiner Ernährung auf. Ich verurteile sie und zwar blind, denn es basiert nicht auf einer klaren Einsicht, sondern entspringt einer hysterischen Planlosigkeit. Viele Meinungen, viele Ansätze und doch fehlt jeglicher Bezug zu mir selbst dabei. Dieses Chaos ist aber definitiv nicht durchs Fasten entstanden. Ich bin nur mit großen Schritten mitten hineinmarschiert. Die Zahnprobleme sind ja auch nicht schlimmer geworden, sondern eher stabil bzw. sogar deutlich schwächer als vor dem Fasten. Aber eben auch nicht weg und wenn ich mich in mich hineinversetze, würde ich sofort zu der Grundhaltung tendieren, dass ich mir selbst nicht vertraue und deshalb lieber über die Entzündung die Fäden in der Hand halte. So stelle ich meine Aufmerksamkeit sicher … der Körper bleibt im Fokus.

Packe ich alles zusammen und setze die Grundprinzipien an, so komme ich zu einer ursächlichen Überlegung. Wieso malträtiere ich mich selbst mit Regeln und Vorschriften? Wer gibt mir das Recht dazu über mich und mein Schicksal zu bestimmen? Warum sind Appetit und Nicht-Appetit per se falsch? Warum gilt für den Körper etwas anderes als für den Geist? Diese Fragen muss ich mir selbst stellen, denn es sind letztlich meine eigenen Regeln, denen ich mich hier unterwerfe. Ich denke, ich muss vertrauen in meinen eigenen Appetit finden. Anstatt permanent darüber zu sinnieren, ob etwas gerade gut für mich ist oder nicht, sollte ich vielleicht mehr nach einem Bedürfnis suchen und mich dann darauf auch einlassen. Selbst wenn es dann eben die Bratwurst am Straßenrand oder das Eis um die Ecke ist. Die eigentlichen Fragen lauten somit: Wieso sollte ich aus mir selbst heraus nicht automatisch das richtige für mich erkennen können? Warum muss etwas so Leichtes wie Essen so unsagbar kompliziert und umständlich sein? Warum ist vieles so einfach und gerade das so schwer? Lebe ich tatsächlich glücklicher, wenn ich mir ständig Grenzen stecke, die sich nur vermutlich positiv auf mich auswirken werden? Ich glaube, hier versuche ich mal wieder mit dem Kopf etwas Unlösbares zu schaffen, nämlich mich als Ganzes zu erfassen und zu wissen, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. Das ist schlichtweg nicht möglich und so stochere ich blind im Getriebe herum, was dem Körper wohl eher schadet als nützt, denn so kann er mir nicht auf direktem Weg signalisieren, was er gerade braucht und was nicht. Das klingt jetzt alles irgendwie mehr nach einer Lösung und ich bekomme allmählich wieder ein Grundgefühl dazu. Mal schauen, wie es sich in den nächsten Tagen etabliert.